Lichte schreibt

Worüber und wie oft? Weiß niemand...

Dune 2 IMAX und Alter

Ich bin zu alt für Kino. Und zu alt für 22:30 Uhr im IMAX. Das denke ich, während ich die Stufen zu einer der letzten Reihen im Kino im Hamburger Osten erklimme.

Es ist laut und hässlich - genau wie die 90er Jahre Computer Grafik auf der Leinwand. Die Nachfolge der CARINI Filmwerbung meiner Kindheit. Minutenlang spiele ich mit den Tasten an der Seite meines Sitzes und versuche mich damit abzufinden, dass ich die nächsten 3 Stunden hier auf diesem Kunstlederpolster verbringen werde. Schwitzen oder Thrombose schießt mir noch durch den Kopf als endlich, nach schrecklichen Filmtrailern für Filme, die es scheinbar alle schon mal gab (Ghostbusters... Was mit einer Mörderpuppe... Twisters...)- DUNE 2 beginnt. Jetzt kommt die Kritik -aber im Schnelldurchlauf.

- Wo ist die Hitze? Ich sehe Sand und ich sehe Licht, aber wo ist das Gefühl von Hitze wie in Teil 1?

- Was ist mit den Fremen Anzügen- nichts ist wichtiger auf diesem Planeten, aber hier trägt man sie jetzt wie ein modisches Accessoire mit Nasenschnuppel und pumpt am Anfang ein paar bösen Jungs das Wasser aus dem Leib... Das war's?

- Wo ist die Patina der Kulissen hin? In Dune 2 sieht alles entweder nach Tunesien oder Marokko aus - aber nicht wie etwas am anderen Ende von irgendeiner Galaxie in weiter weiter Zukunft oder Vergangenheit? Sind das diesmal schlechte Bluescreen CGI Background Plates? Nach 20 Minuten habe ich das Gefühl die VFX Crew von Teil 1 ist geflohen, oder man hatte einfach keinen Bock mehr Spitze zu bringen...

- Die Geschichte bekommt langsam, ganz langsam Fahrt.. aber... die Lovestory will nicht so recht anspringen. Das sieht echt nicht echt aus... die junge Disney-Dame ist wohl noch in der Ausbildung, ich würde ihr keine große Karriere prophezeien.

- Oh und jetzt auch noch "Bad Religion" - ganz schlicht wird der Einsatz und die praktische Umsetzung von Religion mittels Fundamentalismus erklärt... Das haut nicht hin - das Buch ist schon sehr alt -und das Patriarchat war darin schon immer die leicht stumpfe Blaupause. Aber das kann man bitte auch so lassen und sollte nicht versuchen, heutige Religionskritik in den Film hinein zu artikulieren. Alte Vorlage - alte Probleme - so lassen. Religion ist immer Scheiße = siehe Fundamentalisten. Egal, das fängt jedenfalls höllisch an zu nerven.

Und dass ausgerechnet Jarvier Bardem dann in die Rolle des leicht dümmlichen Messias-Gläubigen schlüpft... ich finde es seltsam und unpassend - oder lag es an dem ironischen Unterton seiner Synchronstimme? Jetzt ist der Film aber schon mittendrin in den Holprigkeiten - und Muttern wird zur Oberhexe tätowiert, während Sohnemann durch die Wüste schlendert... und nun ja - endlich auch mal einen Wurm reiten lernt. Einen Großen - gähnnn.

Man sehnt sich nach Action. Man sehnt sich nach Kontrast auch im Bild- weil mit den Dünen ist das so ein Ding: sie sind schier endlos und langweilig. Und der Rest des Films sieht gerade aus wie Werbung für Marrakesch oder Pilgerfahrt nach Mekka oder wie damals diese endlosen "Herr der Ringe"-Teil X? - Hubschrauberszenen, die vom neuseeländischen Fremdenverkehrsminister gesponsert wurden.

Dann bekommt man den Harkonnen Planeten zu sehen - und - oh weh, der ist ja düster. Der ist so düster, dass da alles schwarz weiß ist und man wirklich nicht spart bei Strg+M und L im Colorgrading und das Weiß so hochzieht, dass nicht wirklich noch im Hintergrund irgendwo Textur übrig bleibt. Kann man machen - muss man aber nicht. In Teil 1 sah man wesentlich bessere Bilder vom bösen Drecksplaneten, auf dem es damals auch so schön regnete.

Und bei dem Collosseum... also bitte Jungs... mehr EPISCH und noch einen Rang mit glatzköpfigen Dodos ... STOPP! Das war in meinen Augen echt schlecht. Und auch die anderen Background Szenen hatten so gar nichts an Qualität. Das muss noch mal in die POST! (...ach, die haben das mit Infrarot gedreht..)

Ich langweile mich - und auch Christopher Walken als Imperator kann da nichts dran ändern. Er hat eine Tochter, die wie alle Frauen in Dune wahrscheinlich von Hexen gezeugt wurden... ja, aber der Imperator ist ’ne dicke Nummer. Er schwebt über allem. Gebt ihm doch ein bisschen mehr Fleisch und Volumen im Background. Hier sieht es aus, als wenn er in einer smarthome Ausstellung am Rande der Bonner Bundesgartenshow wohnt. Oh und es regnet ein wenig...

Alles nervt mich mittlerweile an dem Film - und auch die beiden Böslinge sind nicht wirklich Pulsbeschleuniger. Der eine ist groß und tumb und haut den Dodos auf den Kopp, der andere steht auf Messer und schnipselt immer sofort irgendwo jemand weg. Sind die Harkonnen Kannibalen? Ja, so was in der Art stand da irgendwo im Buch - erinnere ich mich schwach... Und was ist mit dem Spice und was macht es mit den Menschen? Warum sieht man nicht mal die Navigatoren, die da voll drauf sind? Wenigstens kurz mal nebenbei? Das traute sich ja sogar Lynch 1984 und beschrieb damit ein wesentliches Element der Geschichte - wenn auch wenig später tricktechnisch dann im Bereich von Kinderbuchzeichnungen. Damit könnte man aber noch einmal klar machen, warum Spice so wichtig und die Angriffe auf die Crawler, und warum ich hier sitze und dem trägen Spiel folge. Spice ist echt wichtiger Scheiss... Das beugt Raum und Zeit!

Wann kommt denn endlich Action? Oh, Atomwaffen? Ja, das war damals der große Hype zu Herberts Zeiten und heutzutage ja leider auch wieder. Die zwei Spice-Crawler inmitten des Films in die Luft zu sprengen, reicht mir enttäuschenderweise nicht. Sieht zwar einigermaßen gut aus... vom Bummkrach Faktor... aber es treibt die Geschichte auch nicht wirklich weiter. Ja, die Rebellen rücken immer weiter an die einstige Hauptstadt heran und haben dabei so gar nichts an Gegenwehr zu fürchten....

Kurzum. Ich weiß nicht, was ich hier im IMAX noch mache. 40 Jahre nach Dune / Lynch geht hier gerade die Lampe irgendwie aus. Da hilft dann auch nicht, die jetzt langsam eskalierende Endschlacht, die von unseren Fremen großartig im Sand geplant wird - aber dann - nun ja ... ich habe es wohl nicht verstanden. 3 Raketen, fünf Würmer und fertig ist der Imperator und Hofstaat als Geisel? Das war echt schlecht, das hatte so gar nichts, das ging echt zu lame über die Bühne. Und die VFX waren sehr UNREAL engine 4.2... Wo ist die VFX Crew von Teil 1 hin? Der wäre so was nicht passiert, ich bin mir sicher.

Einzig unser Hauptdarsteller reift in seiner Rolle und schafft es, ein wenig zu überzeugen. Der Rest des Ensembles bleibt bedauerlicherweise blass - und auch die bereits erwähnte Lovestory funktioniert dank des schlechten, darstellenden Spiels überhaupt nicht. Aber es wird ja noch mehr Töchter geben in diesem Universum - Hexen sei Dank.

Ich will ins Bett... Und auch wenn früher nicht alles besser war, der Herr Regisseur hatte mich nach dem grandiosen Bladerunner 2048 eigentlich voll in der Fanbase. Hier entstanden einfach zu wenig ikonische Bilder und auch Dialoge. Um 100 Meter Geschichte voranzutreiben, brauchte es 3 Stunden? In Teil 2 sitzen und ständig an die grandiosen Bilder von Villeneuve Teil 1 denken, so war mein Abend. Gott sei Dank, keine Thrombose... 

1 month ago

Bollywood ist nicht tot.

RRRR - Bollywood ist nicht tot

Nur aus purster Langeweile und temporärer Einsamkeit kam ich auf die Idee, auf Netflix RRR zu starten. Mein letzter indischer Film war mindestens 15 Jahre her, und so war die Hoffnung und Neugierde groß. Vielleicht hatte sich das indische Kino ja weiterentwickelt.

Ich mach’ es kurz: jein.

Es dauerte in der Tat knapp 30 Minuten, bis zum ersten Mal getanzt und gesungen wurde. Davor gab es reichlich Action, die mal wieder sehr Heldentum inszenierte, ohne große Umwege zu gehen. Hier prügelt sich ein indischer Polizist durch Tausende von Indern... (Sätze, die man selten sagt...) und auf der anderen Seite tötet ein bärtiger Racheengel eher aus Selbstverteidigung bei der Wolfsjagd einen Tiger.

Mit bloßen Händen... Und ein paar Hilfsmitteln... Wow...! Das schreit alles: EPIK!

Und ich frage mich noch jetzt, was wohl mit dem Wolf passiert wäre, wenn er dann in die Falle geraten wäre. Fell oder Steak? Okay. Tiger ade. War der Tiger noch großartigstes CGI und die Massenprügelei des Polizisten ein Meisterwerk der Action-Stunt-Kamera-Choreographie, kommen hiernach sehr schlechte CGI-Szenen von Gebäuden der Kolonialzeit. Und dann kommen auch die europäischen Schauspieler ins Bild. Man kennt niemanden, und das wird vermutlich auch Gründe haben. Sie sind gezwungen, Briten zu spielen, und schaffen das auch ganz wunderbar und holzschnittartig. Böse Briten. Dumme Briten. Kolonialzeit-Briten, eine ganz fiese Bande.

Die Geschichte springt wild durch die Zeit und plätschert so dahin. Jede Szene versucht episch zu sein, und dann geht es ab auf die Brücke. Auf der Brücke sind es dann knapp 20 Minuten Film, und jetzt dreht der Film so richtig auf: EPIK hoch 2. Jetzt fange ich an, mich nach einer Gesangs- und Tanzszene zu sehnen, weil mehr EPIK ich dann auch bald nicht mehr ertrage. Die kommt dann auch, und ich schalte glücklich und erschöpft aus. RRR geht danach noch 2,5 Stunden weiter... Bollywood, leider ohne mich :-) aber indisches Essen immer sehr gern.

2 months ago

The Orville - Hat mir wirklich Spaß gemacht.

The Orville ist besser als man glauben mag.

Staffel 1 ist wild und schräg und sehr sex-orientiert. Das macht Spaß und schon nach ein paar Episoden hieß es abends bei uns: komm wir schauen die Weltraum-Freaks!

Das Raumschiff sieht aus wie ein schräges Sextoy, hat aber wohl doch nur einen komplexen Antrieb. Übrigens ein schönes Zitat an einen sehr lustigen Film, den ich jedes Mal wieder gern schaue: Galaxy Quest, mit grandioser Starbesetzung.

Orville nimmt sich alles von Star Trek, lässt aber das Beamen weg. Das ist finde ich, sehr originell, denn das Beamen ist irgendwie damals ja auch nur als billiger Trick etabliert worden, um die für damalige Zeiten tricktechnisch in aufwendigen Außen- und Shuttle-Aufnahmen zu ersetzen.

Auf der Orville beamt man nicht, man nimmt Shuttles, die übrigens wie alles bei Star Trek Filmen und Serien nie richtig proportioniert erscheinen. Absicht?

Egal - auf der Orville wird gepoppt, gesoffen und Eier ausgebrütet, ohne jetzt zu viel zu verraten. Orville ist schräg, aber dennoch sehr unterhaltsam und nicht doof. Man merkt hier das Talent im Storywriting und die Verbeugung vor der großen Vorlage.

Trotzdem schafft man etwas Eigenes und spielt mit allen möglichen Elementen des Star Trek Universums, aber auch mit dem gegenwärtigen Gesellschaftsthemen. Etwas unter die Gürtellinie, dann Horror, Rassismus, Kolonialismus und Genderismus, KI-Angst... das alles prasselt auf die Akteure ein und treibt sie durch die Episoden. Immer wieder kommen sehr lustige Ideen daher und prallen auf zeitgeistig gefärbte soziale Herausforderungen auf neu entdeckten Planeten.

Und die Story entwickelt sich. Aus dem reinen Haufen Freaks reifen Figuren und es reifen auch die Geschichten, Herausforderungen und nebenbei das CGI. Was am Anfang nur albern war, stürzt sich in immer ernstere Themen und Szenarien und lässt die Figuren Lösungen finden, die uns oft sehr menschlich und zugleich idealistisch daherkommen. Die Mannschaft der Orville kämpft immer für eine gute, humane Lösung - und das mit Humor und Selbstreflektion.

Finde ich super!

2 months ago