Bollywood ist nicht tot.

RRRR - Bollywood ist nicht tot

Nur aus purster Langeweile und temporärer Einsamkeit kam ich auf die Idee, auf Netflix RRR zu starten. Mein letzter indischer Film war mindestens 15 Jahre her, und so war die Hoffnung und Neugierde groß. Vielleicht hatte sich das indische Kino ja weiterentwickelt.

Ich mach’ es kurz: jein.

Es dauerte in der Tat knapp 30 Minuten, bis zum ersten Mal getanzt und gesungen wurde. Davor gab es reichlich Action, die mal wieder sehr Heldentum inszenierte, ohne große Umwege zu gehen. Hier prügelt sich ein indischer Polizist durch Tausende von Indern... (Sätze, die man selten sagt...) und auf der anderen Seite tötet ein bärtiger Racheengel eher aus Selbstverteidigung bei der Wolfsjagd einen Tiger.

Mit bloßen Händen... Und ein paar Hilfsmitteln... Wow...! Das schreit alles: EPIK!

Und ich frage mich noch jetzt, was wohl mit dem Wolf passiert wäre, wenn er dann in die Falle geraten wäre. Fell oder Steak? Okay. Tiger ade. War der Tiger noch großartigstes CGI und die Massenprügelei des Polizisten ein Meisterwerk der Action-Stunt-Kamera-Choreographie, kommen hiernach sehr schlechte CGI-Szenen von Gebäuden der Kolonialzeit. Und dann kommen auch die europäischen Schauspieler ins Bild. Man kennt niemanden, und das wird vermutlich auch Gründe haben. Sie sind gezwungen, Briten zu spielen, und schaffen das auch ganz wunderbar und holzschnittartig. Böse Briten. Dumme Briten. Kolonialzeit-Briten, eine ganz fiese Bande.

Die Geschichte springt wild durch die Zeit und plätschert so dahin. Jede Szene versucht episch zu sein, und dann geht es ab auf die Brücke. Auf der Brücke sind es dann knapp 20 Minuten Film, und jetzt dreht der Film so richtig auf: EPIK hoch 2. Jetzt fange ich an, mich nach einer Gesangs- und Tanzszene zu sehnen, weil mehr EPIK ich dann auch bald nicht mehr ertrage. Die kommt dann auch, und ich schalte glücklich und erschöpft aus. RRR geht danach noch 2,5 Stunden weiter... Bollywood, leider ohne mich :-) aber indisches Essen immer sehr gern.