Kann Ryan Gosling schlechte Filme? Emmerich kann

Ryan Gosling kann auch schlechte Filme. Emmerich sowieso...

Einen richtig guten schlechten Film bewusst aussuchen...Ende der 80er, Anfang der 90er war das eine beliebte Herausforderung in einem meiner Freundeskreise: Bring einen schlechten Film mit. Stundenlang standen wir damals in Videotheken herum, um einen guten Film mitzunehmen.

Nahm uns damals das Kino zumeist die Frage ab, ob und wieso wir einen Film sahen, kam mit der Erfindung der Videocassette ein Stressfaktor in unser Leben: den richtigen Film aussuchen. Ähnlich dem guten alten Mixtape, das eine Kunst an sich war, stellte der Besuch einer Videothek und der Bespielung eines Filmabends eine ähnlich große Herausforderung dar.

Die Industrie Hollywoods wurde immer größer und immer schneller kamen Titel auf den Markt.

Und wir waren hoffnungslos überfordert von den Videotheken und ihren damals noch nicht nachvollziehbaren Vermarktungskonzepten. Hier brauchte man ein ganz anderes Gespür und ein ganz anderes Fachwissen als an der Kinokasse. Waren wir von Expertentum beim Kinobesuch abhängig von CINEMA (oder Volker), so standen wir in der Videothek oftmals vor Rätseln.

War der Film gut? Kannte man einen Schauspieler? Versprach der Regisseur Qualität? War der Film auch schon im Kino? In Deutschland oder nur in den USA?

Sicherlich waren wir da allesamt mit einem gut fundierten Halbwissen ausgestattet, leider nur war ein schlechter Film aus der Videothek dann auch wirklich ein schlechter Film. Ein abgrundtief schlechter Film.

Videothek? Ganz unten! Nicht im Kino? Und gerade mal so in der Videothek gelandet?Das war eine Klasse für sich. Und in dieser Klasse galt es die Könige zu finden. Was meint der Schreiber? Warum schwelgt er so in Erinnerungen?...

Ein guter, schlechter Film der Gegenwart: Moonfall! Oder auch Gray-Man. Phantastische Beispiele für die Königsklasse unter den schlechten Filmen. Den zweiten habe ich geschaut in der Hoffnung auf den Hauptdarsteller.

Ryan Gosling ist ein Guter. Er ist lustig, sehr sexy, hat so eine Aura, die ihn alles spielen lassen kann und er adelt den neuen Bladerunner. Man kann also hoffen und glauben, dass das Drehbuch von Gray-Man -auch wenn Actioner pur - von einem guten Schauspieler gelesen und für wert befunden wurde. Ja, Gosling gibt sein Gesicht her und ich denke - okay - ganz schlimm wird es nicht werden.

Autsch - das war leider voll für den Hintern.

Das tat weh. Und seiner Karriere sicher nicht gut. Man bemühte sich redlich neue Formen der noch nie da gewesenen Action zu zeigen. Hochhaus, Flugzeug, Straßenbahn... halb Europa wurde in Schutt und Asche gelegt. An vielen Stellen kam das an Mission Impossible heran und übertraf lässig Bond, aber von der Story und den Charakteren bekam man fast Sonnenbrand, so leuchtend blass waren diese.

"Aber da kann man als Schauspieler doch vielleicht auch mal den Regisseur fragen..."

Ein Racheporn ist ja nun nichts neues, da kann man eigentlich nicht so viel falsch machen. Der Film wollte aber auf Nummer sicher gehen und so baute man dann noch ein krankes Kind mit in die Story ein. Ach ja, und der Held durfte natürlich auch nur ein Guter sein, der von seinem Vater gegängelt und gequält wurde...

Da hat wohl jemand zu viel des Guten versucht und letztlich zu viel aufgetragen.

Über den Captain America, der sich hier mal als Bösewicht profilieren wollte ... sprechen wir besser gar nicht. Klar kann man so aussehen und so psychotisch sein, aber dann sollte man vielleicht vorher mal bei anderen abschauen oder lernen. Das war so blass... und nur Billy Bob Thornton konnte überhaupt etwas schauspielern, als er gefoltert wurde.

Aber zurück zur Überschrift: Gray Man ist ein unabsichtlich schlechter Film. Der hätte damals in unserem Filmclub nur kollektives Unbehagen ausgelöst.

Da hätten wir uns gemeinsam angeschaut und gemerkt: Mist, da lagen wir alle falsch. Dieser Film bleibt aber nur auf den Plätzen. Den ersten Platz habe ich ganz bewusst ausgesucht und dafür sogar 99 Cent bezahlt.

Eine wahre Perle von Schlecht.

Dafür habe ich mir dann auch die Zeit genommen und bin voll auf meine Kosten gekommen.

Moonfall ist haargenau der Film, den nur Emmerich machen kann, und den er seit Jahren macht- und bei dem man sich wundert, dass er ihn immer noch machen will und machen darf. Ganz ehrlich: das ist schon verhaltensauffällig. Über den Film will man eigentlich gar kein Wort verlieren.

Aber wäre Roland im Jugendalter aktenkundig geworden, weil er Tiere gequält hat oder Feuer gelegt hätte, so wäre es bei einem gut funktionierenden Sozialsystem heute wahrscheinlich, dass er therapiert und gut medikamentös eingestellt, als Gärtner Laub harken würde. Dieser Roland hier darf weiter Filme machen und bekommt dafür Millionen - oder muss sie als Produzent selbst zusammenkratzen.

Und er macht immer wieder denselben Film! Immer und immer wieder.

Und diesmal krönt er wirklich - vielleicht kommt auch noch ein weiterer Teil irgendwann -seinen Scheiß dadurch, dass er schlampig wird.

Die Tricks sind schlecht - das CGI ist unter Standard- die Darsteller spielen als wenn sie noch nie gespielt hätten... Obwohl das trifft es nicht -das wäre dann amüsanter gewesen.

„Emmerich dreht seinen neuen Film mit Laienschauspieler..."

Diese Spieler hatten es wirklich einfach - und sie haben es versaut.

Es gab nicht eine Szene im ganzen Film die witzig, emotional oder heroisch wirkte. Und das hätten ja wenigstens die menschlichen Teile des Films unter Anleitung eines Regisseurs hinbekommen sollen. Dafür können sie Stimme, Gestik und Mimik nutzen und vielleicht auch mal improvisieren oder den Regisseur helfen, wenn sie merken, dass ihre Rolle oder Lines zu dünn sind.

Pustekuchen.

Hier versagt jegliche Schauspielkunst - fast wirkt es so als würde sie verweigert - und nur der "lustige Dicke" müht sich ein wenig ab und kopiert dabei Nick Frost oder Simon Pegg mehr schlecht als recht. Die Schauspielerei ist also unter aller Sau. Der andere Teil des Film -das CGI - aber leider dann auch. Es sieht in Teilen wie recyceltes Material aus anderen Emmerich-Filmen aus. Oder wie günstig gekauft - gebraucht. Beides zusammen ist eine tödliche Kombination, für die ich jetzt offen den Königsthron vergebe.

Emmerich, König Schlecht.

Ein dermaßen phantasielos aus anderen Teilen zusammengeklautes Stück Film habe ich in den letzten 40 Jahren nicht gesehen. Und da soll bitte niemand die Ausrede Popcornkino aus dem Hut zaubern. Das wäre bei Gray-Man noch gerade der Notnagel.

"The popcorn you are eating has been pissed in..." Kentucky Fried Movie, wenn ich mich recht entsinne